2003
"SciVias - Wisse die Wege"

Plakat




Informationen


Inhalt

Der Wunsch ein eigenes Musical zu schreiben, das unseren Schülern auf den Leib geschneidert war, entstand während der letzten Musical-Produktionen. Bei der Arbeit für "Barrikaden" lernten wir den Komponisten Rambald Bellmann kennen, der bereit war, mit uns zusammenzuarbeiten. Er interessierte sich ebenfalls für den "Hildegard von Bingen"- Stoff, weil hier die Möglichkeit gegeben war, im stilistischen Cross-over mittelalterliche Musik mit modernen Jazzelementen zu verbinden und weil Hildegard von Bingen eine außerordentliche Frau war, deren Leistungen zu ihrer Zeit völlig ungewöhnlich waren. Sie hatte selber komponiert, neben 77 Gesängen sogar eine Oper. Es lag also nahe, ihren Lebensweg musikalisch darzustellen. Dies war bisher noch nicht geschehen. Zudem boten sich bei diesem Thema viele Frauenrollen an.
Es war leichter als ich dachte, die zehn Mädchen der ersten Textgruppe auf unserer Musikreise nach Pottenstein für den Stoff zu gewinnen. Wir erarbeiteten wesentliche Szenen aus dem Leben von Hildegard und begannen sie zu dramatisieren. Wir legten die Personenzahl und die Rollen fest, hatten großen Spaß beim Erfinden der Namen. Wir hatten das Libretto im Rohbau fertig, nun wurde es noch einmal dramaturgisch von der 2. Textgruppe durchgearbeitet, doch es fehlten die Liedertexte. Wir fassten Mut und begannen selber zu dichten. Sechs Liedertexte fanden wir in der Gedichtssammlung der Tante meines Mannes, die sicher Freude daran gehabt hätte, ihre Lieder in einem Stück für junge Leute wiederzufinden. Die erste Musik von Rambald traf ein und allmählich wuchsen die beiden Teile zusammen.
Wir entwickelten Ideen für das Bühnenbild und stellten uns eine "offene" Klause als Zentrum der Bühne vor, unter einem hohen, zum Himmel weisenden Portal. Da die Kleidung im Mittelalter viel farbiger war als man allgemein annimmt, verzichteten wir auf das strenge Schwarz-Weiß und entwickelten eine eigene Farbsymbolik.
Wir beschreiben in unserem Stück verschiedene wahre Erlebnisse aus der Biographie Hildegards, denen wir einige kleine Geschichten hinzu dichteten. So verwies sie tatsächlich ihrer Meinung nach ungeeignete Nonnen oder Novizinnen aus dem Kloster, predigte öffentlich und beerdigte einen von der Kirche gebannten Mann auf ihrem Klosterfriedhof. Darauf wurde das Interdikt (Kirchenbann) für zwei Jahre über das Kloster verhängt, was bedeutete, das die Nonnen nicht miteinander sprechen, nicht gemeinsam beten und singen und das Abendmahl einnehmen durften. Volmar war ihr erster Sekretär und Klostervorstand. Die Trennung von ihrer Lieblingsnonne Ricardis ist ebenso authentisch wie Hildegards massiver Kampf dagegen.
G.S.F.